Das Gradierwerk in Kevelaer - Durchatmen in frischer Meeresbriese
Unweit der Kevelaerer Innenstadt befindet sich der Solegarten St. Jakob. Er steht für Entspannung, Erholung und Zeit zum Durchatmen. Und das ist vor allem Rund um das Gradierwerk besonders wohltuend. Denn hier haben Sie dank der Aerosole - so nennt man die feinen Salzwassertröpfchen in der Luft - das Gefühl eines Spaziergangs am Meer. Das entspannt die Seele und die Atemwege!
Was ist eigentlich ein Gradierwerk?
Ganz einfach ausgedrückt, ist ein Gradierwerk nichts anderes als ein mit Reisig belegtes Holzgerüst. Früher waren sie auch als Salinen bekannt und wurden in den vergangenen Jahrhunderten zur Salzgewinnung aus Sole verwendet.
Die sichtbare Holzrahmenkonstruktion des Gradierwerks in Kevelaer ist aus Lärchenholz gefertigt. Es ist komplett unbehandelt und somit frei von Schadstoffen. Das fertige Holzgerüst wurde anschließend mit Reisigbündeln aus Schwarzdorn belegt bzw. befüllt. Schwarzdorn ist auch als Schlehe bekannt und bei uns inzwischen recht selten geworden. Aus diesem Grund steht er in Deutschland unter Naturschutz. Unser Schwarzdorn kam aus Polen. Dort wird er großflächig angebaut und in den Wintermonaten geerntet. Warum im Winter? Der im Winter geschnittene Schwarzdorn blutet nicht aus. Er ist langlebig und resistent der Sole gegenüber, mit der er ständig in Kontakt ist.
Wie funktioniert das Gradierwerk?
Das Gradierwerk wirkt wie ein riesiges Freiluftinhalatorium. Bis zu 7.000 Liter Kevelaer.Thermalsole aus der benachbarten Solequelle rieseln pro Stunde über die gesamte Anlage. Von Hand wird an kleinen "Zapfhähnen" reguliert, wie viel Wasser nach unten rieselt und an den feinen Verästelungen des Schwarzdorns herunter rinnt.
Unten wird das Wasser in einer Rinne aufgefangen und wieder nach oben gepumpt. Es handelt sich um ein geschlossenes System.
Wenn zu viel Wasser verdunstet ist, wird der Zufluss von der Quelle geöffnet. An den Reisigzweigen bilden sich kleinste Tröpfchen, sogenannte Aerosole. Während das Wasser bei dem Prozess verdunstet, bleibt das Salz erhalten. Der Salzgehalt in der Luft steigt und belebt mit jedem Atemzug den Körper. Die geförderte Kevelaer.Thermalsole hat einen Salzgehalt von drei Prozent und wird im Gradierwerk auf 15 % hochgradiert.
Damit die hochgradierte Sole nicht den Beton angreift und ins Erdreich gelangt, wurde das Solebecken mit einer speziellen Beschichtung versehen.
Was ist das Besondere in Kevelaer?
Das große Freiluft-Inhalatorium im Solegarten St. Jakob ist bundesweit einzigartig. Mit einer Höhe von zwölf Metern und einem Durchmesser von ungefähr 25 Metern zieht es bereits von Weitem den Blick auf sich. Doch das Besondere sind seine Muschelform und die Begehbarkeit. Architekt Peter Grund wählte für das Gradierwerk die Form einer Jakobsmuschel - das Symbol des Pilgerns. Auf die Idee gekommen sei er durch die Pilgermuschel, die am Priesterhaus der Wallfahrtsstadt zu sehen sei.
Die besondere Form macht den Aufenthalt am Gradierwerk zu einem besonderen Erlebnis. Denn Besucherinnen und Besucher können nicht nur auf den Bänken und Liegestühlen im freien die Sole auf sich wirken lassen. Auch ein Innenbereich lädt zum Verweilen ein. Hier ist der Aerosol-Gehalt in der Luft nicht nur höher, da die feinen Salzkristalle nicht so schnell vom Wind verteilt werden, es ist auch deutlich kühler. Bis zu acht Grad beträgt der Temperaturunterschied im Sommer - an heißen Tagen eine willkommene Abkühlung.
Die Luft zum Leben
Hier können Sie frische Luft atmen, so viel Sie wollen: Ein Bummel entlang des Gradierwerks oder durch die Ruhenischen im Inneren ist so gesund wie ein Spaziergang am Meer. Das Einatmen der feinen Salzwassertröpfchen kann Atemwegs- und Erkältungskrankheiten vorbeugen. Es regt die Durchblutung der Lunge an und reinigt sie. Der gesamte Atemtrakt wird von Bakterien und Allergenen wie Staub und Pollen gereinigt. Das Inhalieren der Sole bringt nicht nur Allergikern eine spürbare Erleichterung.